Verlorene Deutungshoheit der Journalisten
Das diesjährige Forum der LPR in Kassel ist mit „Weitergeleitet ins Netz – über neuen Journalismus, alte Medien und die digitale Moderne“ überschrieben. Die Veranstaltung, die am 12. März 2015 in Frankfurt am Main stattfindet, wird von der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien organisiert.
Es geht -natürlich- um den tiefgreifenden Strukturwandel des Journalismus bzw. der Medien. Macher stehen vor großen Herausforderungen, denn zum einen ändert sich ihre Rolle. „Die Deutungshoheit der Journalisten gehört der Vergangenheit an“, ist sich Alexander von Streit sicher. „Wir müssen Journalismus als ein gemeinsames Projekt mit unseren Lesern begreifen“, fordert der Mitbegründer und Chefredakteur von „Krautreporter“. Das Online-Projekt ist im Oktober vergangenen Jahres an den Start gegangen nach einem erfolgreichen crowdfunding; binnen eines Monats hatten die Krautreporter mehr als eine Million Euro eingesammelt. Doch zuletzt ist das Projekt in die Kritik geraten: offen bleibt, ob die Krautreporter eine Erfolgsgeschichte schreiben werden.
Keine Abgrenzung zwischen Bloggern, Bürgern und Journalisten
Eng mit den Nutzern verbunden und auf deren Interesse fokussiert verstehen sich auch die Journalisten von CORRECT!V, das gemeinnützige Recherchebüro ist ebenfalls 2014 an den Start gegangen und beschreibt sich als „Antwort auf die Medienkrise“. „Für uns gibt es keine Abgrenzung zwischen Bloggern, Bürgern, Journalisten oder sonstigen Personengruppen“, sagt Jonathan Sachse, Reporter bei CORRECT!V. „Wir finden, du wirst zum Journalisten, wenn du mit den richtigen Methoden arbeitest.“ Deswegen sei es eine wichtige Aufgabe, Interessierten das Handwerk beizubringen.
Geschichten für Smartphones, Pads und Uhren
Journalisten brauchen zudem neue Kompetenzen. „Code“ ist das Zauberverb, das die wenigsten Kollegen beherrschen. „Zahlen und Algorithmen bestimmen die Welt, das Digitale geht nicht mehr weg“, konstatiert Marco Maas. „Moderner Journalismus muss sich diesen Herausforderungen stellen und lernen, die Zahlen, die die Welt steuern, zu lesen und zu interpretieren – und sich nicht nur auf die Einschätzung von Experten verlassen“, verlangt der mehrfach ausgezeichnete Datenjournalist. Gefordert seien auch neue Erzählformen, denn im Netz könne jeder Inhalt passgenau dargestellt werden – ob als Text, Bild, Video, Audio oder Datenvisualisierung. Und das nicht erst seit gestern, sagt Sylke Gruhnwald. Für die Teamleiterin Datenrecherche beim Schweizer Radio und Fernsehen ist klar: Die Kanalfixierung der traditionellen Medien, Tageszeitung, Magazin, Fernsehen oder Radio, hebe sich im Internet auf. „Um den geänderten Nutzungsgewohnheiten zu entsprechen, müssen Journalisten auch lernen“, ergänzt Marco Maas, „ihre Geschichten für mobile Displays von Smartphones, Pads und Uhren aufzubereiten.“
Diskussion über neuen Journalismus und alte Medien
Über neuen Journalismus, alte Medien und die digitale Moderne diskutieren Sylke Gruhnwald vom öffentlich-rechtlichen Schweizer Radio und Fernsehen, der Chefredakteur von Krautreporter, Alexander von Streit, Gründungsmitglied von CORRECT!V und Reporter Jonathan Sachse, der Datenjournalist Marco Maas von Open Data City, der Chef der Hessischen Staatskanzlei Axel Wintermeyer und Joachim Becker, Direktor der gastgebenden LPR in Kassel. Zudem beteiligen sich Medienwissenschaftler an dem Diskurs.
Weitere Informationen: lpr-forum-medienzukunft.de